Niedrigzinsen machen Betriebsrenten immer teurer
Die Kosten für die Altersvorsorge der Mitarbeiter sind durch den Niedrigzins für börsennotierte Konzerne in einem Jahr um etwa ein Viertel gestiegen. Unternehmen stecken in einem Dilemma, denn um bei der derzeitigen Knappheit an Fachkräften sind neue Fachkräfte mitunter nur mit einer attraktiven betrieblichen Altersvorsorge zu gewinnen. Die Angebote am Kapitalmarkt werden aber wegen den niedrigen Zinsen immer teurer. Vor allem mittelständische Unternehmen in strukturschwachen Regionen stehen vor einer schier unlösbaren Herausforderung. Die Entwicklung geht aber auch an den 30 Dax-Konzernen nicht spurlos vorüber. Sie bekommen die Effekte, wegen den internationalen Rechnungslegungsstandards noch ungeschminkter zu sehen. Die Verpflichtungen der Dax Konzerne sind im vergangenen Jahr stärker gestiegen als je zuvor.
Höherer Versorgungsaufwand
Die Konzerne müssen zur Ermittlung der künftigen Verpflichtungen den spürbar gesunkenen Rechnungszins zugrunde legen. Der heutige Wert aller Zusagen an Arbeitnehmer ist vor allem deshalb binnen eines Jahres um etwa 70 Mrd. Euro gestiegen. In diesem Jahr wird ebenfalls mit einem höheren Versorgungsaufwand gerechnet. Bereits im vergangenen Jahr ist das auf Kosten des Eigenkapitals der Unternehmen gegangen. Die Pensionen haben dieses in der Summe mit 45 Mrd. Euro belastet. Dadurch relativiert sich der Anstieg vom Eigenkapital von 614 Mrd. auf 666 Mrd. Euro stark. Entlastend war, dass sich auch das Planvermögen der Dax-Konzerne positiver entwickelte als erwartet. Die festverzinslichen Wertpapiere erzielten wegen den niedrigen Zinsen Kursgewinne. In diese Wertpapiere haben die Dax-Konzerne 55 Prozent ihrer Vermögen angelegt. Auf die Vermögen hat sich in erster Linie dadurch eine Rendite von 12 Prozent ergeben.
Ausfinanzierungsgrad gesunken
Binnen eines Jahres ist der sogenannte Ausfinanzierungsgrad deshalb von 65 auf 61 Prozent gefallen. Der Niedrigzins hat die Eigenmittel und Bilanzen in erheblichem Umfang belastet. Allerdings sagt der Grad der Ausfinanzierung nicht aus, wie sicher die Zusagen an die Mitarbeiter sind. Darüber in welchem Umfang die Konzerne Planvermögen für Betriebsrenten schaffen gibt es verschiedene Theorien. Volkswagen und die Deutsche Telekom legen nur rund ein Viertel der Verpflichtungen zur Seite und planen die Pensionäre aus den laufenden Erträgen zu bedienen. Die Deutsche Bank und SAP hingegen finanzieren fast komplett aus. Bis 2005 lag der Grad der Ausfinanzierung im Durchschnitt bei etwa 16 Prozentpunkten unter dem Niveau von heute.
Pensionszusagen belasten Unternehmen
Wie stark die Pensionszusagen die Unternehmen belasten, hängt in erster Linie davon ab wie die Altersvorsorgeverträge ausgestaltet sind. Vor etwa 30 Jahren bestanden die sämtliche Vereinbarungen auf festen Leistungszusagen. Diese entsprachen einem bestimmten Prozentsatz vom letzten Gehalt. Die Unternehmen haben diese Last spürbar zurückgefahren und zunächst einen festen Eurobetrag zum Renteneintritt ausgesprochen. Momentan gelten Vereinbarungen dieser Art für den größten Teil deutscher Arbeitnehmer.
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